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22. Sonntag im Jahreskreis

Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein. (Lk 14,10a)

Für dich: Hauptsache ist: Du hast einen Platz, welcher ist unwichtig!

 Liebe Freunde!
In den meisten Menschen steckt eine tiefe Sehnsucht, möglichst oft erster zu sein - oder zumindest weit vorne zu liegen. Dabei ist den ihnen egal, ob sie sich das selbst, ihrem Fleiß und ihrer harten Arbeit oder einfach dem "Zufall" zu verdanken haben.
Dass wir in der westlichen Hälfte von Europa leben, ist nicht unser Verdienst, es ist ein Geschenk. Ebenso, dass es uns derzeit gut geht und wir trotz aller Sorgen und Ängste in relativ großer Sicherheit leben. Dass wir das im großen und ganzen unserem demokratischen Gesellschaftssystem zu verdanken haben, ist vielen zu wenig bewusst. Es gibt kaum ein System, das den Wert jedes Einzelnen besser hochschätzt und das auch die unterschiedlichsten Sehnsüchte jedes Menschen ernstzunehmen versucht. Übrigens finden sich diese Prinzipien bereits in der Bibel - auch wenn sie im Lauf der Geschichte und der Interpretationen immer wieder vergessen oder vernebelt erscheinen.

Jesus möchte, dass wir uns nicht vordrängen und einander "Plätze" streitig machen - sondern dass wir uns freuen, dabei zu sein im gegenseitigen Respekt:
https://www.erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html?datum=2022-08-28
Ich habe vor längerer Zeit folgendes wirklich erlebt: Ein pfarrlicher Mitarbeiter hatte sich bei einer Veranstaltung in die letzte Reihe gesetzt und darauf gewartet, dass man ihn nach vorne bitten werde. Dies ist aber nicht geschehen - und so wurde er so böse, dass er niemals mehr in ähnliche Veranstaltungen gekommen ist.
Er hatte sich wörtlich an das Evangelium halten wollen, sich persönlich jedoch für "würdiger" gehalten. Ein wunderbares Beispiel, wie man diese Schriftstelle falsch verstehen kann.
Jesus zielt nicht auf ein konkretes, einmaliges Verhalten, sondern auf eine Grundhaltung hin. Es geht um das Hochschätzen der anderen. Dieses ist zur Zeit leider am Schwinden - wie oft wird derartig kritisiert, dass man den anderen schlecht da stehen lässt, nicht nur in der Politik sondern auch im alltäglichen Miteinander.

Da gilt es etwas wieder zu entdecken und das ist wiederum nur möglich, wenn man sich selbst zurück nimmt. Die "Stadt des lebendigen Gottes", vom der in der zweiten Lesung aus dem Hebräerbrief die Rede ist, ist Zielgestalt biblischen Denkens. Sie ist jedoch auch Herausforderung, diese schon jetzt im Leben darzustellen. Dieses geht nur durch gegenseitige Wertschätzung, durch die Bereitschaft einander beizustehen und die Fähigkeit den anderen ihren, vielleicht auch besseren, Platz im Leben zu gönnen.

Auf diese Weise bauen wir an Gottes Heiliger Stadt und werden mit Sicherheit "mit Abstand 🐘😉die besten" Leuchttürme und Shooting-Stars wahren Friedens für die Welt des 21. Jahrhunderts.
Liebe Grüße und bleibt cool und xund Euer Pfarrer Bernhard Mucha

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