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29. Sonntag im Jahreskreis

Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden? (Lk 18,8b) Für dich: Eine Frage Jesu, die auch heute viele herumtreibt

 Liebe Freunde!

Ich denke, dass die meisten Menschen, die diese Sonntagsmail lesen, gläubige Menschen sind. Spannend wird es vielleicht dann, wenn jeder versucht eine Antwort darauf zu geben: Was bedeutet (Dein) Glaube? Was ist das, an jemanden oder etwas oder an Gott glauben? Und ich denke, da wird es schon Unterschiede geben.
Das europäische Christentum war mehr als tausend Jahre daran gewöhnt, dass "man glaubte" und dass christlicher Glaube mehr oder weniger "verordnet" war. Wussten Sie, dass noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Wien die Hausbesorger zur Osterzeit die Beichtbestätigungen der Katholiken eingesammelt und der Stadtverwaltung übergeben haben? Klingt verrückt, ist es eigentlich auch und dennoch noch keine 150 Jahre alte Geschichte.

Alle, auch streng gläubige Menschen sind froh, dass dem nicht mehr so ist. Dennoch ist in unserem gemeinsamen Kulturgefühl christlicher Glaube immer noch mit imperialem Traditionspomp verbunden. Es war ja auch schön, als diverse Prozessionen, von Erntedank, Friedhofsgängen, Bittprozessionen und Fronleichnam mit vielen Fahnen, Fackeln, jungen Menschen in Dirndl und Lederhosen und vielen Ministranten und nicht selten auch einer großen Anzahl erwachsender Assistenz in liturgischer Kleidung durchgeführt wurden - mit passend geschmückten Straßen und Fenstern. In der Nachkriegszeit konnten diese und ähnliche Events groß erneuert werden. Damals waren sie eine Reaktion auf die Massenkundgebungen der NS-Zeit, die inzwischen nur mehr die Ältesten urpersönlich betroffen haben.

Schon das 2. Vatikanische Konzil, das vor genau 60 Jahren begonnen hat, hat über das Kirchenbild des feudalen "Hauses voll Glorie" ein neues Selbstverständnis gestellt: Das pilgernde Volk Gottes. Das ist eine Kirche, die mit den Menschen unterwegs ist. Sie geht auf diese zu und wartet nicht einfach auf sie. Sie trägt die den "Stallgeruch der Schafe", wie es Papst Franziskus ausdrückt oder macht sich die "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst" der Menschen vorn heute zu eigen, wie es im ersten Satz der pastoralen Konstitution GAUDIUM ET SPES, ÜBER DIE KIRCHE IN DER WELT VON HEUTE, heißt.
Die Bibeltexte dieses Sonntags führen uns hin zu dieser neuen und dennoch uralten Sicht:
https://www.erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html?datum=2022-10-16
Persönlich denke ich, dass christlicher Glaube sehr-wohl etwas mit dieser "Kirche unterwegs" zu tun hat. Der synodale Prozess, den unser Papst anregt, kann dafür eine Hilfe werden. Dabei geht es gar nicht darum, "wer recht hat", sondern wer am meisten an den Menschen von heute dran ist. Die Kirche des 19. und der ersten Hälfte des 20.  Jahrhunderts ist aus heutiger Sicht eine Kirche, die den barocken "Schnörkseln" angehangen ist, sehr förmlich und äußerlich. Für ihre Zeit hat sie durchaus recht gehabt und da war auch vieles schön und feierlich. Die Kirche der 68-er, die sich mit der ersten Nachkonzils-Euphorie verbunden hat, hat ebenfalls recht gehabt, Gott sei Dank! Und einige Bestrebungen glaubwürdiger Weiterentwicklung stehen noch aus. Dennoch stehen Glaube und Kirche 2022ff vor neuen Herausforderungen: Christlichen Glauben für die Menschen der multiplen Krisenzeit zu übersetzen, ihn zur Botschaft des Vertrauens und die Kirche zu einer dynamisch-sichernden Bewegung als Pilgerndes Volk der Hoffnung zu entwickeln.

Mit dem Schwung des Heiligen Geistes im Rücken werden wir bestimmt "mit Abstand 🐘😉die besten" Leuchttürme und Shooting-Stars eines Glaubens und einer Kirche mit Zukunft, das wünscht und dafür betet
mit lieben Grüßen, bleibt xund Euer Pfarrer Bernhard Mucha

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